Wunder vergehen

Gedenkseite Lukas Jansen


Hier werde ich einiges an den Gedanken wiedergeben, die ich hatte, die mich verfolgt haben und/oder es immer noch tun. Sie werden nicht unbedingt in chronologischer Reihenfolge festgehalten. Einiges tut einfach (auch immer noch) zu weh ...

 

                      

 

                               

Wo bist du?

Wo bist du? Ich sehe dich nicht - kann deine Augen nicht sehen, du liegst zwar da, und doch bist es nicht du....

Da liegt ein kleiner Junge mit vielen Verbänden, einem aufgequollenem Gesicht und regt sich nicht.

Die Augen sind geschlossen - ich finde dich nicht.

Die Monitore piepsen, zeigen, dass du da bist, ich finde dich nicht. Wo bist du ?

Surrend blasen Maschinen Luft in deine Brust. Sie hebt und sie senkt sich brutal, spürst du es? Bist du da?

Ich berühre dein Gesicht, doch du bewegst dich nicht, kein Zucken von dir - ich finde dich nicht.

Ich halte deine Hand, doch deine kleinen Finger reagieren nicht. Wo bist du? Spürst du mich?

                                                  

 

Sie sagen, du schaffst es nicht ...

Ich glaube es nicht! Wach endlich auf! Sieh mich an und wach auf! Du musst kämpfen, hörst du? Ich lass dich nicht gehen - lass das nicht zu! Das ist nicht fair, das kannst du nicht machen!

Ich kämpfe hier seit 4 Wochen, habe soviel Tränen geweint, so viele Nächte gewacht, soviel gebetet, gekämpft, gehofft und gebangt.

Ich lasse dich nicht gehen. So weit der Weg auch ist, so schwer und schmerzvoll er ist, so viel Kummer er bringt, ich lasse dich nicht gehen, hörst du?

Hörst du? Ich möchte dich schütteln, dich anschreien, bin wütend, verzweifelt. Das ist nicht fair - ja, für dich ist es dann zu Ende ... und was ist mit mir?

Ich könnte nie wieder etwas für dich tun, dir nie wieder die Hand halten, dich nicht küssen, nicht halten, nicht mit dir singen, nicht mit dir lachen.

 Ja, es wäre einfach für dich, es wäre vorbei. Der Schmerz wäre vorbei, die Qual hätte ein Ende, doch was wäre mit mir? Mein Schmerz fängt dann erst an. Was soll ich nur tun (für dich)? Nein - ich lass dich nicht gehen, hörst du? Ich lass dich nicht gehen! Egal, wie schwer und wie lang der Weg auch sein wird. Ich weiß nicht, ist das fair? Ich lass dich nicht gehen - nein, ich lass dich nicht gehen.

Vielleicht wirst du nie mehr der, der du mal warst, aber ich habe dich, kann noch was tun für dich! Kann dich noch sehen, dich spüren, dich halten - nein ich lass dich nicht gehen ...

Vielleicht kannst du nie wieder laufen, nie wieder lachen, nie wieder essen ... aber ich weiß, ich kann etwas tun für dich. Ich lass dich nicht gehen, gemeinsam werden wir das schaffen. Ich weiß, du wirst bei mir sein, hörst du das?

Ich lass dich nicht gehen - ich geb dich nicht auf ...

                                                         

 

Ein langer Weg ...

Ein langer Weg liegt hinter uns, ein langer Weg liegt vor uns ... Wer kennt schon das Ziel?

Wird es sich lohnen? Wird es sich lohnen, so gekämpft zu haben? Dich so gequält zu haben?

Werden wir es je erreichen, das Ziel? Oder werden wir doch verlieren, den Kampf nach so vielen Wochen, nach Monaten, nach Tagen und Nächten der Angst?

Was wird er noch bringen, der Weg? Wird er noch mehr Verzweiflung bringen? Wird er Hoffnung bringen? Kann er uns Gewissheit geben?

Wie wird das Ziel sein? Werden wir bereuen, den Weg gegangen zu sein? Wirst du uns einmal fragen, warum wir diesen Weg für dich gewählt haben? Ob es nicht einfacher ging?

Was wird sein, am Ziel? Ist dein Lachen ein Ziel oder ist das schon das Ziel? War das schon alles?

Wirst du wieder der, der du warst? Wirst du wieder laufen und lachen?

Es macht so müde, diesen Weg zu gehen und nicht zu wissen, wie und wo das Ziel ist.

 

"Ich pass auf dich auf, das verspreche ich dir und deiner Mama auch ..."

Mensch Doc, wir haben Ihnen das geglaubt!!! Wir haben Ihnen vertraut! Wie sehr habe ich sie dafür geliebt, dass Sie mir das versprochen haben ... Dass Sie Tag und Nacht für uns da waren ... Warum musste Lukas so lange so unnötig leiden?

Warum wurde er nicht früher operiert? Wie konnten Sie zusehen, wie sehr er leidet? Wie er vor Schmerzen weint, wie er aufgeben wollte, unsäglich gelitten und keiner, der uns geholfen hat ... Sie haben es doch versprochen! Wie konnten Sie nur zulassen, dass unser Kind sich so quält? Dass ihm die Hilfe verweigert wurde, die es kaum 100 km weiter für ihn gab? So viele Monate umsonst gelitten, so viele Schmerzen umsonst getragen, so viele Tränen umsonst geweint, soviel Panik umsonst durchlebt ...

WARUM?????

 

   

*Schließe deine Augen, ich decke dich dann zu,
werde dich beschützen, nun komm zu Ruh ...*
... Lukas` Schlaflied verfolgt mich Tag und Nacht. Es hämmert sich ein *... ich werde dich beschützen ...*
Auch am 12.01. lief dieses Lied - er schlief so ruhig und friedlich ... er hat mir vertraut ... ich hätte ihn schützen müssen, bevor das Feuer überhaupt ausgebrochen ist ... ich konnte ihn nicht schützen, als die Flammen sich durch sein Bettchen fraßen. Ich bekam die Tür nicht geöffnet - Lukas hat laut nach mir geschrien, laut nach seiner Mama geschrien, die ihn doch beschützen sollte ...
Dann lag er da, schwer verletzt und ruhig gestellt, beatmet, und ich konnte nichts tun, um ihn zu helfen, konnte einfach nur da stehen und weinen. Warum, mein Kleiner, konnte ich dich nicht beschützen? Warum konnte ich dich nicht vor diesem Leid bewahren?
Ich konnte dich nicht beschützen vor dem jungen Arzt, der so leichtfertig die Zeit verstreichen ließ, vor den unvorstellbaren Schmerzen ... Ich konnte sehen, wie du leidest. Ich habe so sehr geweint, doch ich konnte dich nicht beschü
tzen - ich habe ihm doch geglaubt ... So unendlich lange an deinem Bettchen gewacht, versucht, dich zu beschützen vor jenen, die dich aufgaben ... Doch ich konnte dich nicht schützen vor der Qual und vor der Pein - glaube mir, ich habe sie gesehen und ich habe es ihnen gesagt - doch ich konnte es nicht ändern. Du lagst da und ich konnte nichts tun, ich hab's versucht ... ganz bestimmt.
Ich konnte dich nicht beschützen vor dem netten Arzt, der immer für uns da war. Ich habe ihm so vertraut. Ich höre heute noch, wie er sagte: "Ich pass auf dich auf, das verspreche ich dir und deiner Mama auch!"
Aber ICH hätte auf dich aufpassen müssen ... ich hätte dich beschützen müssen vor seiner Ratlosigkeit ... hätte DIR und uns viel eher Hilfe holen müssen. So lange hast du gelitten und ich konnte dich nicht schützen, denn ich habe es so geglaubt ...
Ich konnte dich nicht schützen, als du nicht mehr konntest und wolltest und die Schmerzen zu arg wurden. Ich konnte dich nicht schützen, als sie dich festhielten mit ach so vielen und du, noch so klein hilflos schreiend nach deiner Mama, die dich schützen sollte und wollte, das musst du mir glauben, aber ich konnte es nicht ... ich habe so gekämpft für dich ...

 

 

 

(c) Maria Hermans

 

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